Was ist Pulverbeschichtung? Ein Blick auf die am meisten nachgefragte Methode zur verschleißfesten Lackierung von Bauteilen
- Severin Thomas
- 3. Apr. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Apr. 2024
Mit dem Pulverbeschichten, das in den 1960er Jahren aufgekommen ist, können Fertigungsteile mechanisch und optisch aufgewertet werden. Dazu wird die Oberfläche des Fertigungsteils mittels elektrostatischer Aufladung mit einem Pulverlack beschichtet und die Pulverbeschichtung sodann in einem Einbrennofen (bei 140-200 Grad Celsius) aufgeschmolzen und ausgehärtet. Geeignet sind für eine Pulverbeschichtung neben metallischen mittlerweile auch nicht-metallische Oberflächen.
Die Vorteile der Pulverbeschichtung
Die Pulverbeschichtung bietet zahlreiche Vorteile, die sich darin zusammenfassen lassen, die beschichtete Oberfläche widerstandsfähiger zu machen, sie optisch aufzuwerten und umweltfreundlicher zu sein, als alternative Lackierungmethoden wie z.B. die Nasslackierung. Im Folgenden wird ein näherer Blick auf diese Vorteile geworfen:
Hohe chemische Beständigkeit und sehr starker Korrosionsschutz
Ein großer Vorteil der Pulverbeschichtung ist, dass der Pulverlack die Oberfläche sehr gut vor verschiedenen äußeren Einflüssen schützt: So gewährleisten pulverbeschichtete Oberflächen zum einen eine hohe chemische Beständigkeit z.B. gegen Fette oder Schmieröle und eine hohe UV-Beständigkeit. Zum anderen ermöglicht die Pulverbeschichtung bei einer Vorbehandlung durch eine spezielle Grundierung – ein sogenannten Pulverlack Primer – einen sehr starken Korrosionsschutz. Mit einem Primer auf Epoxidbasis kann so ein Korrosionsschutz bis hin zur Korrosionsschutzklasse C5 nach DIN EN ISO 12944-2 geschaffen werden, was insbesondere für Fertigungsteile aus dem Anlagenbau (auch Offshore), der Automobilbranche oder der Schifffahrt nachgefragt wird. Weitere gängige Basen für den Pulverlack sind Polyurethan- oder Polyesterharze.
Optische Aufwertung
Pulverlacke haben einen Farbanteil von bis zu 100 % (während bspw. Nasslacke nur einen Farbanteil von 30 bis 60 % aufweisen) und können in jeder RAL-Farbe gewählt werden. Die Farbpalette pulverbeschichteter Teile ist somit umfassend. Zudem können Pulverbeschichtungen einen glänzenden, matten, metallisch oder satiniert Finish aufweisen. Damit eignet sich die Pulverbeschichtung nicht nur zur mechanischen Nachbearbeitung, sondern auch bestens zur optischen Veredelung von Fertigungsteilen, die das Unternehmen in der Außenwahrnehmung repräsentieren. Soll eine getreue Darstellung des Farbtons über das gesamte Fertigungsteil gewährleistet werden, ist allerdings bei scharfkantigen Bauteilen darauf zu achten, ein Zweischichtsystem anstelle des standardmäßigen Einschichtsystems zu verwenden. Denn auf den Kanten können sich weniger Partikel des Pulverlacks halten als auf ebenen Oberflächen (sogenannte Kantenflucht).
Umweltfreundlichkeit
Die Pulverbeschichtung zählt zu den umweltfreundlichsten Lackierungsmethoden. Denn Pulverlacke beinhalten keine Lösungsmittel, die beim Beschichten verdampfen können. Pulverbeschichtungen sind damit deutlich umweltfreundlicher als Nasslacke, die neben Bindemittel, Füllstoffen und Additiven gerade auch Lösungsmittel beinhalten und beim Austrocknen in die Umwelt abgeben (VOC Abgabe > 4 %). Ein weiterer Grund für die Umweltfreundlichkeit von Pulverbeschichtungen ist, dass ihr Materialausnutzungsgrad > 90 % beträgt. Hierfür sorgen Zyklone, mit Zentrifugalkraft arbeitende Geräte, die den überschüssigen Pulverlack (das sogenannte Overspray) beim Beschichtungsvorgang vom Luftstrom trennen und so zurückgewinnen. Der überschüssige Pulverlack kann dem Frischlack sodann wieder beigemischt werden. Demgegenüber beträgt der Overspray bei der Nasslackierung regelmäßig > 50 % und kann nicht wiederverwendet werden.
Die wenigen Nachteile der Pulverbeschichtung
Das Pulverbeschichten hat nur wenige Nachteile. Ein Nachteil ist, dass die Schichtdicke des Pulverlacks auf ca. 180-260 µm begrenzt ist. Zudem lassen sich Pulverlackierungen bei Schäden schlechter nachbessern als Nasslackierungen. Für Serienteile ist die Pulverbeschichtung jedoch in aller Regel die richtige Wahl
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